Jens in Pakistan

Berichte und Bilder aus meiner Zeit in Pakistan im Februar und März 2006.

Dienstag, Januar 23, 2007

Neuer Fotoblog

Ich veröffentliche jetzt täglich Fotos unter

Ausserdem habe ich mir einen Zooomr Account zugelegt, auf dem ich einige meiner Fotos verwalte. Hier ist das erste auf Zooomr veröffentlichte Foto:

fahrrad01bfahrrad01b Hosted on Zooomr

Freitag, März 17, 2006

Zurueck in Layyah

Am 16. Maerz endete unsere Reise nach Nordpakistan.
Haben mich die Staedte im Punjab innerlich und auesserlich etwas krank gemacht,so wurde diese Krankheit beim Aufenthalt im Norden geheilt. Die holprige Hin- und Rueckfahrt nach Karimabad im Hunza Tal wurde durch Ansichten grossartiger Landschaften entschaedigt. In Karimabad, wo unsere Basisstation fuer Ausfluege in das Hunza Tal war, kamen wir am Nachmittag des 11. Maerz an. Die Naechte waren sehr kalt. Hinzu kam, dass im Hotel keine Heizungen vorhanden waren. Warmes Wasser gab es nur sporadisch, genauso wie Strom - gestoert hat uns dies wenig. Am 12. Maerz erkundeten wir das in Karimabad gelegene 750 Jahre alte Baltit Fort. Unser Fuehrer konnte sogar Deutsch und sprach von seinem Traum in Deutschland zu studieren. Dies wird aber wahrscheinlich nur ein Traum bleiben - die Visa Vergaberichtlinien wurden nach dem 11. Septmber 2001 drastisch verschaerft. Am Abend fuhren wir mit einem Jeepfahrer zum "Eagles Creek", einem Aussichtspunkt in 2700 Meter Hoehe. Von dort aus kann man viele umgebende Berge, wie den Rakaposhi, den Lady Finger und viele weitere mit einer Hoehe von ueber 7000 Metern beobachten. Wir genossen dort den Sonnenuntergang. Der leuchtende Mond ermoeglichte uns sogar noch ein paar Nachtaufnahmen. Mit dem Fahrer vereinbarten wir eine komplette Tagestour am naechsten Tag. Dieser Jeep Fahrer, war wie die meisten Leute im Hunza Tal sehr hoefflich und gebildet.

Die Menschen im Hunza Tal beherrschen fast durchgehend Englisch. Selbst mit zwei alten Herren, 93 und 94 Jahre alt, konnten wir uns unterhalten. Die Bewohner des Hunza Tals leben sehr lang. Die aeltesten Bewohner waren 111 und 118 Jahre alt als sie starben. Dies soll vor allem an der Abwesenheit von scharfen Gewuerzen und Gi (der in Pakistan weit verbreiten Form von Oel) in den Speisen liegen. Die Ernaehrung basiert hauptsaechlich auf lokalen Fruechten und Gemuese (Aprikosen, Kirschen, Trockenfruechte, Kartoffeln, ...) und dem Bergwasser. Dazu kommt die tagtaegliche, harte Arbeit auf den Feldern, welche den Koerper staerkt. Seit ein paar Jahren halten Gewuerze und Oel auch Einzug in das Hunza Tal - Todesursachen wie verfruehter Herzinfarkt kommen seit dem auch hier vor. Die im Punjab weit verbreite Tradition Kinder, mit oder gegen ihren Willen, zu verheiraten, sucht man hier vergeblich. Alles in allem stechen die Bewohner dieses Tal in vielen Aspekten gegenueber Bewohnern anderer Teile Pakistans hervor.

Am naechsten Morgen starteten wir kurz vor 9 Uhr auf die verabredete Tagestour. Entlang des Indus fuhren wir den Karakorum Higway Richtung Norden um immer wieder von atemberaubenden Szenen beeindruckt zu werden. Die Strasse wurde einmal sogar von einem Erdrutsch blockiert, welchen wir umfahren konnten. Nach diesem Anblick entschieden wir die 160 km lange Fahrt an die Grenze zu China, dem Kunjerab Pass, ausfallen zu lassen. Der Karakorum Highway soll zu dieser Jahreszeit weiter noerdlich so gut wie unpassierbar sein. Um die Mittagszeit hielten wir an einer Haengebrucke an, wie ich sie nur aus Indiana Jones Filmen kannte. Dort verbrachten wir knapp zwei Stunden um zu fotografieren, einen Hauch von Abenteuer auf der mehr als wackeligen Brueck zu erleben und uns mit kuehlen Induswasser zu reinigen. Danach ging es weiter zu einem der groessten Gletscher in dieser Region. Die puren Ausmasse, das reine Weiss des Schnees und der sich ueber dem Gletscher entlang schlaengelnde Pfad liessen mich teilweise in einer Traumlandschaft wiegen. An diesem Ort verbrachten wir den Nachmittag. Auf der Rueckfahrt hielten wir noch an einem sich in der Naehe befindenen Bergsee, um eine Rast einzulegen. In Karimabad kamen wir dann gegen 19 Uhr an. Am naechsten Morgen traten wir unsere Rueckreise an. Wieder ueber 20 Stunden Busfahrt, 12 Stunden Zugfahrt. Auf der Rueckfahrt mit dem Bus sahen wir viele Zeltlager der UN fuer die Erdbebenopfer, welche uns auf der Hinfahrt durch die Nacht verborgen blieben.

Angesichts knapper Zeit bis zur Rueckfahrt und der noetigen Vorbereitungen, ist es unwahrscheinlich, dass ich noch neue Bilder online stellen werde. Es wird sich in Magdeburg aber die Gelegenheit ergeben unsere Bilder zu betrachten.

Heute wollen wir noch einmal zu Bauern am Indus, morgen dann zu der Kamelmesse. Am 20.03.06 fahren wir in Richtung Lahore, um von dort aus am 21. Maerz gegen Abend unsere Rueckreise nach Deutschland anzutreten.

Mittwoch, März 08, 2006

Auf in die Berge

Nachdem wir aus Bahawalpur zurueckkamen, verbrachten wir die letzten Tage in Layyah. Unsere Hauptbeschaeftigung bestand darin unsere Reise in den Norden des Landes zu planen und die dafuer noetigen Kraefte zu sammeln. Neben uns ruhten sich auch die Kameras ein wenig aus, so dass in diesen Tagen nicht viele Fotos entstanden sind. Ich erfuellte mir noch einen kleinen Traum und erwarb von dem Fotografen, den wir schon einmal besuchten, zwei alte Grossformatkameras. Eine davon ist sehr selten zu finden und hat ein Aufnahmeformat von 10x12 inch, ca. 25x30 cm. Vor lauter Begeisterung fuer die Kameras habe ich natuerlich vergessen zu ueberlegen wie ich diese mit nach Deutschland bringen will, sind sie doch nicht gerade die Kleinsten und Leichtesten.

Zum Vergleich: Links die 10x12 inch Kamera,
in der Mitte eine Digitale Spiegelreflex und
Rechts eine 4x5 inch Grossformat Kamera.

Heute Abend nehmen Kamran, Seechan und ich einen Nachtzug in Richtung Rawalpindi / Islamabad um von dort aus in Richtung Gilgit zu reisen. Fuer die ueber 600 km lange Reise von Islamabad nach Gilgit wollten wir eigentlich ein Flugzeug der PIA nehmen, leider sind jedoch schon alle Plaetze fuer diesen Monat ausgebucht. Daher werden wir mit einem Bus ueber die holprigen Bergpisten fahren. Die Reise wird daher anstatt einer Stunde ca. 20 Stunden in Anspruch nehmen – wenig Schlaf eingeschlossen. Von Gilgit aus geht es weiter in das 100 km entfernte Hunza Tal, welches auch als Shangri-La Pakistans bezeichnet wird. Es liegt in einer Region in der die drei grossen Gebirgszuege dieser Region, Himalaya, Karakorum und Hindukusch Gebirge aufeinandertreffen. Wenn dann noch Zeit bleibt wollen wir noch weiter Richtung Norden Richtung Sost (weitere 100 km) und zum Kunjerab Pass, an der Grenze zur Volksrepublik China (nochmals 100 km). Ob das gelingt haengt aber zum grossen Teil vom Schneefall und von moeglichen Erdrutschen ab, die ab und zu den Karakorum Higway in dieser Region blockieren. In Layyah wollen wir dann am 15. oder 16.03.2006 wieder ankommen.

Auf in die Berge !

UPDATE:

Da Kamran's Familie noch nie echten Schnee gesehen hat, fahren wir nicht heute sondern morgen mit der ganzen Familie Richtung Norden. Dann sind wir ein Tross von 9 Jungen, Maedchen, Frauen und Maennern. Es wird interessant.

Samstag, März 04, 2006

Disconnected

Leider scheint es die Pakistanische Regierung fuer noetig zu halten waehrend des Besuches von Praesident George W. Bush, die Meinungsfreiheit im Land einzuschraenken.

Unsere Blogs
http://jens-in-pakistan.blogspot.com/
http://kamranali.blogspot.com/

sind innerhalb Pakistans nicht mehr erreichbar. Domains unter blogspot.com werde von der pakistanischen Regierung gefiltert.

Hier die Meldung beim Versuch die Seiten zu betrachten:

Gateway Timeout
The following error occurred:
[code=GATEWAY_TIMEOUT] A gateway timeout occurred. The server is unreachable. Retry the request.
--------------------------------------------------------------------------------
Please contact the administrator.

Fahrt zum Derwar Fort

Am 28.02.2005 traten Kamran, sein Bruder Seechan und ich unsere Reise nach Multan an. Dort besuchten wir Kamran’s Universitaet und das Punjab College, an welchem Kamran als Lehrer taetig war. Multan wirkte auf mich, genauso wie Lahore, zu uebervoelkert. Die Abwesenheit von Ordnung ist ueberall zu sehen, sei es im Strassenverkehr oder in der Anordnung der Haeuser. Das Grab von Shah Rukan-e-Alam welches wir am Abend und am naechsten morgen besuchten, wirkte auf mich beeindruckend - insbesondere die intensiven Blautoene.




Bei Sonnenuntergang genossen wir den Ausblick ueber die Stadt.
Am Abend des 01.03.2005 fuehrte uns unsere Fahrt in einem, selbst fuer europaeische Verhaeltnisse, sehr luxurioesem Daewoo Bus nach Bahawalpur. Wir legten in dieser, nicht ganz so uebrvoelkerten Stadt, eine Zwischenstation auf dem Weg zum Derawar Fort ein, dem eigentlichen Ziel dieses Ausflugs. Am naechsten Morgen besorgten wir uns fuer 2000 Rps einen Fahrer, welcher uns die 150 km zum alten, vom Prinzen Deoraj aus der Stadt Jaisalmer (heutiges Indien) erbauten, Fort fuehren sollte. Es stellte sich heraus, dass der Fahrer viel Wissen ueber diese Region und deren Geschichte hatte. Seinem Hinweis folgend, besuchten wir noch einen verlassenen Palast, der von in dieser Region maechtigen Nahwab Familie erbaut wurde.




Gegen Nachmittag trafen wir schliesslich am Derawar Fort ein und liessen uns von seiner puren Groesse beeindrucken. Einer alten Legende zu Folge, soll unter dem Fort noch ein riesiger Goldschatz aus der Hochzeit der Nawabs versteckt sein. Jedoch wagt sich aufgrund von broeckiligem Boden, vielen giftigen Schlangen und boesen Geistern im Fort niemand diesen zu suchen. Wir bestanden daher auch nicht auf die Erlaubnis der Nawabs das Fort von innen zu betrachten und beliessen es bei den wunderschoenen Aussenansichten. Eine weitere Legende besagt, dass sich in der Nähe des Forts Gräber von Gelfogsleuten des Propheten Mohammed befinden. Leider wird das Fort nicht instand gehalten und ist somit dem Verfall preisgegeben. Nach Sonnenuntergang besuchten wir noch eine Messe. Diese dauert 7 Wochen und zieht tausende Menschen an. Zu Ehren eines islamischen Heiligen werden dort in dieser Zeit ueber 700 Tiere geopfert. Nachdem wir um 21.30 Uhr zurueck in Bahawalpur waren konnten wir noch einen Bus Richtung Multan erwischen, von dort um Mitternacht einen Bus nach Chowk Azam um schliesslich nach Layyah zu fahren, wo wir um 4 Uhr Morgens eintrafen. Der Komfort auf Rueckreise war so ziemlich das Gegenteil dessen auf der Busreise von Multan nach Bahawalpur. In jedem Bus auf den Plaetzen der hinteren Reihen sitzend, schlossen wir wetten ab, wer von uns sich zuerst uebergebn wuerde. Nach dieser Busreise brauche ich nun fuer die naechsten Monate keine Achterbahn und kein Karussel mehr besuchen, so sehr wurden wir ueber die holprigen Strassen hinweg “geruckelt”.


Sonntag, Februar 26, 2006

Blinde Kinder im Zeltlager

Auf dem Rueckweg vom Grab eines islamischen Heiligen kamen wir heute an einem Zeltlager vorbei. Wir hielten an und fragten den wohlgenaehrten Landbesitzer ob wir auf seinem Land fotografieren duerfen. Nach seinem Einverstaendnis unterhielten wir uns mit einigen Bewohnern. Das Zeltlager besteht seit ca 25 Jahren und umfasst 10 Familien. Sie leben von der Zuechtung und vom Verkauf von Wachteln. Eine Familie verdient damit ca. 10 Rps am Tag – weniger als 15 Cent. Die Familien leben in absoluter Armut und haben keinerlei Mittel um Krankheiten zu behandeln. Ca. 15 -20 blinde Personen leben in diesem Lager, davon sind die meisten Kinder unter 10 Jahren. Heute sahen wir die Aermsten der Armen in Pakistan.


Ein sich vor Schmerz kruemmendes, blindes Kind
liegt angebunden in einem Zelt.


Auf dem noch vorhanden Augapfel hat
sich ein eitriger Zapfen gebildet.

Der Versuch den blinden Jungen links zu fotografieren,
bleibt von den anderen Kindern nicht lange unbeobachtet.

Bilder aus Lahore

Kinderarbeit.




Strassenszenen.



Samstag, Februar 25, 2006

Layya's Schulen

Nach einer unfreiwilligen Pause konnten Kamran und ich in Layyah auf fotografische Entdeckungstour gehen. Leider vertrug mein Koerper das sehr oelige Essen nicht besonders gut, so dass es mir fuer 3 oder 4 Tage schlecht ging. Kamrans Familie hat mich aber wieder gesund gepflegt, so dass ich wieder fit bin. Gestern und Heute besuchten wir in Layyah 3 Schulen. Der “Kid’s & Young’s Campus”, wird von Kamran’s Cousin Saeed Ahmed geleitet und ist eine rein private Schule. Die Schulgebuehren betragen ca. 200-350 Rps pro Monat – ca. 3 bis 4 Euro. Maedchen und Jungen lernen zusammen. Das Schulgebauede war sehr klein und die Schulraeume mehr als beengt. Auf diesen Besuch war ich nicht vorbereitet. Wir wurden sehnsuechtig von den Kindern, welche zwischen 6 und 14 Jahre alt sind, erwartet. Sie bombardierten mich mit allerhand witzigen, teils aber auch sehr direkten und unangenehmen Fragen. “Welche Religion hast Du? … Was weisst Du ueber unser Schulsystem? … Was weisst Du ueber den Islam? … Warum hasst Ihr Christen uns Muslime? …” Dies waren Fragen die mich ins Schwitzen aber nicht zum fotografieren brachten. Ich durfte in einer Klasse Lehrer spielen und versuchte den Kinder ein wenig Deutsch beizubringen. Es war ein mehr als interessanter Besuch, welcher fast 3 Stunden dauerte. Am Ende wurde ich fuer meine Antworten gelobt und durfte noch ueber eine halbe Stunde Autogramme und Sinnessprueche verteilen.
Heute besuchten wir zunaechst die “Monday Town School”, eine staatliche Schule, in der die Schulgebuehren 6 Rps – ca. 10 Cent – pro Monat betragen. In dieser Schule waren die Raueme zwar grosser, alle anderen Lernbedingungen aber schlechter. 60 Schueler in einer Klasse sind der Normalfall. Dabei fehlen genuegend Sitzplaetze genauso wie Unterrichts- und Schreibmaterialien. Fuer einige Klassen, vor allen die 1. und 2. Klasse, sind gar keine Schulraueme vorhanden. Sie lernen unter freiem Himmel, direkt auf der Erde. Fuer einige Klassen sind Sitzunterlagen in Form von Plastikplanen vorhanden – fuer andere nicht. Da der Staat nur ungenuegend Zuschuesse gibt, sind diese Schulen vor allem auf Spenden angewiesen um Unterrichtsmaterial zu besorgen oder die Lernbedingungen wenigstens etwas zu verbessern.



Als letztes kamen wir zur “Layyah Public School”. Dies ist eine halb staatliche – halb private Schule. Die Lernbedingungen waren hier am besten, dennoch weit entfernt von westeuropaeischen Standards. Um die 20 Schueler – ausschliesslich Jungs – lernen in einer Klasse. Das hat aber auch seinen Preis. Die Familie muss um die 600 Rps pro Monat fuer die Ausbildung bezahlen – dies sind fast 10 Euro. Das Lehrpersonal besteht ausschliesslich aus Frauen. Das maennliche Personal wurde aufgrund der hier weit verbreiteten Korruption im Oktober 2005 auf einen Streich ausgetauscht. Leider war die Direktorin sehr streng. Sie draengte uns von einer Klasse zur naechsten, so dass wir kaum Zeit fanden in Ruhe zu fotografieren.


Wir sahen drei Schulen, wie sie unterschiedlicher nicht haetten sein koennen. Was die Schulen verband waren die Traueme und Visionen der Schulleiter, die Lernbedingungen fuer Ihre Schueler zu verbessern und so vielen Kindern wie moeglich eine gute, wenn auch grundlegene Ausbildung zu ermoeglichen. Leider wird in Pakistan immer noch ein Grossteil der Kinder nicht zu Schule geschickt, da sie arbeiten muessen um Ihre Familie mit zu ernaehren.

Anfang naechster Woche werden wir Layyah zunaechst verlassen um nach Multan zu fahren, die Stadt in der Kamran 6 Jahre lang studierte. Danach wollen wir uns noch eine Kamelmesse in der Wueste anschauen. Dort werden bis zu 15000 Kamele erwartet - neben uns ;-)
Dazu bekommen wir vom regionalen Agrarministerium sogar einen Wagen bereitgestellt.

Sonntag, Februar 19, 2006

Arbeiter am Indus

Heute fuhren Mushtarq (Kamrans Jugendfreund), Zeeshan, Kamran und ich auf zwei Motorraedern in Richtung Indus. Die Breite des Flusses, welcher bei Flut riesige Landstriche unter Wasser setzt, beeindruckte mich sehr. Noch mehr war ich aber von den Menschen beeindruckt, die Ihr Leben am Indus verbringen. Da waren Arbeiter in Ziegelsteinfabriken, die fuer das Formen von 1000 Ziegelsteinen am Tag 200 Rupies, ca 3 Euro erhalten. Wir trafen auch eine Familie, die gerade an einem Teppich webte, fuer dessen Fertigstellung sie ueber einen Monat brauchen. Er wird dann fuer ca. 8000 Rps von einem Haendler aufgekauft. 5 Familienmitglieder, auch kleine Kinder, sitzen somit fuer einen Tageslohn von weniger als 1 Euro den ganzen Tag vor der Webmaschine.



An den vielen austrockenden kleinen Teichen, die noch seit der letzten Flut im September 2005 bestehen, sahen wir immer wieder Familien fischen. Der klaegliche Fang reicht, wenn ueberhaupt, gerade zur Ernaehrung der eigenen Familienmitglieder aus. Von einer Gruppe von Fischern wurden wir sogar auf eine Mahlzeit eingeladen.



Trotz oder gerade wegen der grossen Armut, in der viele Menschen hier ein hartes Leben voller koerperlich auslaugender Arbeit verbringen, sind fast alle warmherzig, offen und freundlich. Sie lassen sich auch bereitwillig fotografieren. Anders als ich erwartet habe tragen sie keinerlei Neid in Ihren Augen, wenn ich als reicher Westeuropaeer mit einer Fotoausruestung vor Ihnen stehe, welche mehr Wert ist als ein einfacher Arbeiter in 10 Jahren verdienen wird. Diese Menschen schauen mich natuerlich zuerst verdutzt an. Sobald ich mich Ihnen aber mit einem Laecheln zuwende, kann ich mir fast sicher sein in ein strahlendes Gesicht zu blicken. Morgen werden wir uns wahrscheinlich in Layyah umschauen. Dann muss ich die Kameras irgendwie besser vor Staub schuetzen. Dieser hat meiner Ausruestung auf den Pisten maechtig zugesetzt. Obwohl ich kein einziges Mal ein Objektiv gewechselt habe, waren die Kameras und Objektive Innen wie Aussen voller Staub. Leider spiegelt sich dies auch auf vielen Fotos wieder. Es hat einige Zeit gedauert um die Ausruestung zu saeubern. Wie neu wird sie jedoch nicht mehr aussehen.

Samstag, Februar 18, 2006

Von Lahore nach Layyah

Am Donnerstag waren Kamran, Sohel und ich nach einem Fruehstueck bei Sohels Familie den ganzen Tag in Lahore unterwegs. Die Innenstadt von Lahore ist mit Abgasen so verschmutzt, dass der Himmel nicht zu sehen war. Ich hatte einige Zeit Probleme beim atmen. Nach einer Weile schien sich meine Nase und meine Lunge aber an die Luftverschmutzung gewoehnt zu haben. Wir besuchten ein National Denkmal, einen Turm namens “Pakistan Resolution”. Im umgebenen Park lagen viele Menschen herum. Dies tun viele den ganzen Tag, da sie keine Arbeit haben. Oft ernaehrt ein Familienmitglied 10 weitere Personen mit. Das riesige Lahore Fort und die wunderschoene Batshahi Mosche aus den 16. Jahrhundert liessen mich auf die Bluehtezeit des Islam in dieser Region schliessen. Abends waren wir noch auf einigen Maerkten und kosteten von allerlei Delikatessen. Bettler, vor allem Krueppel findet man an vielen Ecken. Eine alte Frau die auf einem Bordstein schlief erschuetterte mich besonders. Sie verharrte beim Beginn unseres Spaziergangs in der selben Postion, wie einige Stunden spaeter, als wir zurueck kamen. Um Mitternacht ging unser Bus vom Busbahnhof Richtung Layyah. Dieser Bahnhof verkoerperte das Chaos dieser Stadt am deutlichsten. Selbst mit Kamrans Hilfe, der sich hier etwas auskannte haben wir unserern Bus fast nicht gefunden. Es gibt dort KEINERLEI ersichtliche Ordnung. Die 6 Stunden dauernde Busfahrt war ein Erlebnis fuer sich. Der Busfahrer fuhr in einer Art und Weise ueber die huckeligen Pisten, dass ich, obwohl totmuede, kein Auge schliessen konnte. Nach der Ankunft wurden wir herzlich von Kamrans grosser Familie empfangen. Ich fuehle mich hier sehr wohl. Sein aeltester Bruder Sulfikar hat mir schon sein Hochzeitsanzug geschenkt. Morgen werden wir mit Kamrans Bruder Sichan und einem Freund zum Indus fahren um Bauern bei der Arbeit zu fotografieren.

Donnerstag, Februar 16, 2006

Landung in Lahore

Gestern ging es um 11.20 Uhr MEZ von Frankfurt mit dem Flieger ueber Bahrain und Muscat nach Lahore. Angekommen sind Kamran und ich heute 7.30 Uhr Ortszeit (3.30 Uhr MEZ). Erwartet wurden wir von Kamrans Freund Sohel. Er arbeitet als Programmierer in Lahore, verdient um die 15000 Rupies (ca. 215 Euro) und zaehlt damit zu den Besserverdienern in Pakistan. Sowie ich im Moment herumlaufe (eben westeuropaeisch), falle ich auf wie ein buntes Huhn. Wo ich auftauche, verfallen die Menschen in regelrechte Blickstarren.
Vielleicht liegt dies aber auch an meiner hellen Hautfarbe. Auf jeden Fall werde ich mir schnellstmoeglich lokale Kleidung besorgen. Diese wird leichter sein, als meine jetzige. Bei ueber 25 Grad Celsius und relativ hoher Luftfeuchte, komme ich ganz schoen ins Schwitzen. Mohammed Server ist der Taxifahrer (seit 26 Jahren), welcher uns vom Flughafen zum Hotel brachte. Er verdient um die 3 Euro am Tag (wenn er Fahrgaeste abbekommt) und wohnt in seinem gemieteten Taxi (75 % aller Einnahmen gehen an den Vermieter). Er wird in den naechsten 2 Tagen unser Fahrer sein. Die Armut und fehlende Bildung der Menschen ist hier allgegenwaertig. Auf dem Flughafen von Muscat (Oman) waren viele Angestellte damit beschaeftig Passagiere auszurufen und zu suchen, die noch nicht im Flugzeug waren - wahrscheinlich da diese die Ausschilderungen nicht lesen konnten. Bettler und Menschen die alle moeglichen Dienstleistungen auf der Strasse anbieten, habe ich an vielen Ecken in Lahore gesehen. An einigen Strassenecken stehen Dutzende Menschen bereit und warten auf irgendeine Arbeit. Zum Fruehstueck gab es heute Tandori und Bratha Brot mit Erbsen und Wasser. Das leckere Mahl hat uns Drei (Sohel, Kamran und mich) einen ganzen Euro gekostet.

Dienstag, Februar 14, 2006

Vor der Abreise

Bald ist es soweit.
In wenigen Stunden fahren Kamran und ich mit dem Zug nach Frankfurt. Morgen geht es nach Lahore, Pakistan.